Wer das Baby als erster zum Lachen bringt, organisiert die Party
„Hat dein Baby schon gelacht?“
Diese Frage wird Eltern bei Treffen der Navajos sehr oft gestellt. Vor allem denjenigen, die Säuglinge im Alter von etwa drei Monaten haben. Denn wenn ein Navajo Baby das erste Mal lacht, schmeisst die Familie eine Party – die „Zeremonie des ersten Lachens“.
Die Ehre, eine solche Party zu organisieren (und die Kosten hierfür zu tragen :-) wird einer ganz besonderen Person zuteil: Derjenigen Person, welche das Kind zum ersten Mal zum Lachen gebracht hat.
Der Glaube
Der Volksglaube der Navajo Indianer besagt, dass ein Baby bei der Geburt aus zwei Welten gleichzeitig kommt. Derjenigen der Heiligen – der „Diyin Din’ee“ und derjenigen der Menschen. Während die Zeit vergeht warten die Erwachsenen darauf, des Kindes erstes Kichern zu hören. Als Zeichen der Freude und auch dafür, dass es nun bereit ist, sich ganz zu seiner Erdenfamilie zu gesellen. Die Legenden besagen, dass die Seele mit dem Lachen definitiv von der mystischen in die physische Welt übergeht und das Kind nun ganz in unserer Welt angekommen ist.
Sobald ein Baby gelacht hat, beginnt das „Training der Grosszügigkeit“, welches bei den Navajo grosse Bedeutung hat: Die Indianer sind der Meinung, dass das Kind die Qualitäten derjenigen Person aufnimmt, die das Baby zum kichern bringt, beziehungsweise Zeuge seines ersten Lachens wird. Deshalb wird es zur Aufgabe dieser Person, das Essen vorzubereiten, Steinsalz zu sammeln, Bonbons und Süssigkeiten in Taschen zu packen und vor allem, Freunde aus Nah und Fern einzuladen.
Die Planung
Wie bei jeder anderen Feier, wird auch bei dieser Party das Menü vorbereitet, ein Datum festgelegt und eine Gästeliste geschrieben. Oftmals ist die Gästeschar sowohl kulturell als auch religiös bunt gemischt. Man kann Navajos, Amerikaner und auch Kanadier antreffen - Ureinwohner genauso wie Immigranten. Dabei können gleichzeitig sowohl Schäfer, Pastoren, politische Führungspersonen, Computer Programmierer, Lehrer und Teppichweber zugegen sein.
Und sie alle werden das Eine gemeinsam haben: Sie werden das erste Lachen eines Babys feiern – genannt „A’wee Chi’dedloh“.
Die Zeremonie
Der Säugling, welcher als Gastgeber angesehen und dessen Hand vom Organisator gehalten wird, überreicht bei der Ankunft jedem einzelnen Gast das Steinsalz, das Essen und die Geschenke. Das Steinsalz wird sofort verzehrt, danach wird der Teller mit dem Essen entgegengenommen und zuletzt werden die Taschen mit Süssem, Geld oder anderen Geschenken vom Kind „übergeben“.
Der Sinn
Nach dieser ausgefallenen Babyparty haben sowohl der Gastgeber, als auch der Säugling eine wichtige Lektion gelernt – Grosszügigkeit. Denn echte Grosszügigkeit und Liebe, so sind sich die Navajo sicher, können weder verlangt, angefertigt noch erzwungen werden. Sie können nur aus einem ungezwungenen Herzen fliessen, um Freude unter den Mitmenschen zu verbreiten.
Und auch wir finden, dass es eine ausgezeichnete Idee ist, dieser besonderen Gelegenheit eine Party zu widmen. Denn was hört sich schöner an, als das fröhliche Lachen eines kleinen Babys?