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Henri Wüger, der starke Mann im Hallenstadion

Seit drei Generationen kümmert sich die Familie Wüger neben zwei Hotelbetrieben um die Gastronomie im Zürcher Hallenstadion. Henri Wüger, Alleininhaber und Geschäftsführer der Wüger Gastronomie AG erzählt, wie es dazu kam und welche Herausforderungen in den nächsten Jahren auf „sein“ Hallenstadion zukommen könnten. 

Henri Wüger, seit 3 Generationen betreibt Ihre Familie das Hallenstadion Catering, seit 1998 besitzen Sie zudem 37% der Hallenstadion Aktien. Erzählen Sie uns etwas über die gemeinsame Geschichte von Hallenstadion und Wüger Gastronomie.

Henri Wüger: Bereits ab 1926 führte mein Grossvater Paul Wüger Senior den Restaurantbetrieb auf der Offenen Rennbahn in Oerlikon. Als 1939 das Hallenstadion eröffnet wurde, übernahm er auch hier als Pächter die Verantwortung über das Catering. Ab 1949 betrieb mein Vater, Paul Wüger Junior die Restauration des Hallenstadions, bis er 1990 den Betrieb an mich übergab. Ich war bis zu diesem Zeiptunkt beruflich in der Hotellerie zu Hause, liess mich aber von meinem Vater und von Sepp Vögeli dem damaligen Direktor dazu überreden, im Hallenstadion einzusteigen. 

Seit 1990 leiten Sie nun den Gastronomiebetrieb im Hallenstadion. Kann man sagen, dass sie damit den Eventcatering Joker gezogen haben?

Nun, wirtschaftlich gab es natürlich in der Geschichte des Hallenstadions und auch für uns als Gastronomie-Betreiber sehr unterschiedliche Zeiten. Als ich 1990 die Hallenstadion Gastronomie von meinem Vater übernommen habe, verfügte die Halle niemals die Möglichkeiten, die sie heute hat. Beim Bau in den 30er Jahren ging die Gastronomie schlicht vergessen. Erst während der Bauphase wurden damals auf den Plänen kurzfristig noch einige Buffets eingezeichnet. Diese Planungsversäumnisse haben uns bis zum Umbau 2004 in unseren Möglichkeiten stark eingeschränkt. 

Dazu kam, dass das Hallenstadion 1998 in eine grosse Schieflage geriet und seine Rechnungen und Löhne nicht mehr bezahlen konnte. Wir hatten als Familie damals rund 10% der Aktien. Um das Hallenstadion zu retten, haben wir Aktionärsdarlehen eingeschossen, welches später in Aktien umgewandelt wurde. Dadurch kamen wir schlussendlich zu einem ansehlichen Aktienpaket, welches uns natürlich heute die Möglichkeit gibt, die Entwicklung des Hallenstadions aktiv mitzugestalten. Aus heutiger Sicht mag unsere Position privilegiert sein, damals, als das Stadion kurz vor dem Konkurs stand, wollte aber niemand wirklich mit uns tauschen. 

Der zweite grosse Aktionär neben der Wüger Gastronomie ist die Stadt Zürich. Klappt die Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft gut? 

Wir arbeiten in der Tat sehr gut mit der Stadt zusammen. Der Vorteil ist, dass sowohl die Stadt als auch wir an einer langfristigen, nachhaltigen und ausgewogenen Entwicklung des Hallenstadions interessiert sind. 

Es gab immer wieder Ideen von einzelnen Interessengruppen, das Hallenstadion zu übernehmen. Aber wenn beispielsweise der ZSC das Stadion übernommen hätte, wäre von da an nur noch Hockey gespielt worden, wenn das Entertainment die Fäden in die Hand genommen hätte, wären nur noch Konzerte auf dem Programm gestanden und so weiter. Sowohl für die Stadt als auch für uns war immer wichtig, dass das Hallenstadion vielfältig genutzt wird und zugänglich ist. 

Was aber dazu führt, dass der ZSC in seinem Spielbetrieb stark eingeschränkt wird und der Wunsch nach einem eigenen, reinen Hockeystadion immer lauter wird...

Ja, das ist tatsächlich ein wenig die Kehrseite der Geschichte. Früher gab es in der Nationalliga A acht Teams – und die Anzahl Spiele hielt sich im Rahmen. Heute gibt es 25 Heimspiele in der Qualifikation, dann kommen wenns gut geht die Playoffs, der Cup und die Championsleague dazu. Alles in allem kommt die Vereinbarkeit von Events und Sportveranstaltungen sicher irgendwann an ihre Grenzen. 

Heisst dies, Sie verstehen den ZSC, wenn er ein eigenes Stadion will? 

Sagen wir es so: Als Wirt habe ich natürlich keine Freude, wenn der ZSC einmal nicht mehr im Hallenstadion ist. Wenn wir mit rund 30 Heimspielen à 9’000 Besuchern rechnen, kommen wir auf ein Besucheraufkommen von 270’000 Personen, mit dazugehörigem Verpflegungspotential. Dieses Potential zu kompensieren, wenn der ZSC weg ist, wird schwierig. Auf der anderen Seite verstehe ich natürlich das Bedürfnis des Hockeyclubs, eine Arena zu haben, wo das Eishockey im Mittelpunkt steht. 

Aber ein Hallenstadion ohne Eishockey würde doch sicher auch neue Möglichkeiten z.B. durch freie Termine, mit sich bringen? 

Das ist sicher so und gerade im Corporate Event Bereich hätten wir so mehr Spielraum als wir es heute haben. Bei den Public Events bin ich eher skeptisch, ob wir bei einem Weggang des ZSC wirklich soviele zusätzliche Konzerte reinholen würden, dass wir die Hockeyspiele kompensieren könnten. 

Neben der offenen Zukunft des ZSC bieten die nächsten Jahre auch noch weitere Herausforderungen fürs Hallenstadion. Neue Eventhallen befinden sich rund um Zürich im Bau oder in Planung, was bedeutet dies fürs Hallenstadion? 

Für uns bedeutet dies, dass wir in Zukunft bezüglich Eventgrösse und Pricing noch flexibler werden müssen, als wir dies heute schon sind. Wir haben als Hallenstadion viele Stärken und diese gilt es in Zukunft noch besser auszuspielen als bis anhin. Ein Stichwort ist dabei sicher die Skalierbarkeit der Halle. In Zukunft müssen wir in der Lage sein, einem Veranstalter mit 2’000 Besuchern eine preislich und konzeptionell attraktive Halle anzubieten mit der Möglichkeit, dass er die Kapazität beliebig erhöhen kann, wenn zum Beispiel der Vorverkauf über Erwarten gut läuft. 

Gleichzeitig wird für uns entscheidend sein, dass wir auch weiterhin kontinuierlich in Infrastruktur und Innovation der Halle investieren. Schon jetzt geben wir jährlich 2.5 Millionen Franken aus, um die Attraktivität der Halle aufrechtzuerhalten und weiter zu steigern. Dass wir dies auch zukünftig tun, wird im Wettbewerb mit anderen Locations aus meiner Sicht entscheidend sein. 

Es bleibt also spannend. Zum Abschluss nochmals eine familiäre Frage. Sie führen die Wüger Gastronomie in dritter Generation. Wird es auch eine vierte Generation geben, falls Sie sich mal entscheiden sollten, ein wenig kürzer zu treten? 

Nun, die Möglichkeit sieht zumindest mal nicht schlecht aus. Ich habe zwei Söhne, die beide daran sind, in der Hotellerie Fuss zu fassen. Der eine ist zwar momentan gerade in der Offiziersschule, aber bei beiden ist es durchaus vorstellbar, dass sie einmal den Weg in unsere Betriebe finden könnten. Zuerst müssen sie allerdings noch ihre Sporen ausserhalb unseres Geschäftes abverdienen, aber ich denke in 5 bis 6 Jahren könnte die Zeit durchaus reif sein für einen Nachfolgelösung. 

Henri Wüger, herzlichen Dank für das inspirierende Gespräch.

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